Reisebericht von Ingrid Rögelsperger an ihre Tante - meine Oma - Maria Wardein.
Im Original 17 eng beschriebene Schreibmaschinenseiten.




U R L A U B 1 9 7 3

"GRIECHISCHE OSTERN".

S a m s t a g, 28.April 1973:

610 ist es, als wir unseren Treffpunkt vor dem Reisebüro "UNION" in der Nußdorferstrasse, erreichen. Das Wetter ist klar, doch hat es nur 6°

Pünktlich um 630 startet unsere Autobusreise nach Loutraki, einem altbekannten Kurort in Griechenland.

Unser Reiseleiter, Herr Kurt Leber und Chauffeur Planer sind uns gleich auf den ersten Blick symphatisch. Sie scheinen sehr gemütlich zu sein und haben viel Humor. Der Autobus Marke "SETRA" (48 Plätze) hat 240 PS. Klimaanlage, Kühlschrank, im Notfall W.C. mit Waschgelegenheit machen das Reisen bequem. Zunächst grasen wir noch einige andere Büros ab, um insgesamt 24 Personen zu sein. Dann verlassen wir Wien auf der Südautobahn und kommen über den Wechsel nach Mönichkirchen, wo wir unseren 1.Aufenthalt tätigen.

Wir haben 112 Stunde Zeit, um, unsere sämtlichen Bedürfnisse zu verrichten. Einige gehen auf einen Imbiß in das nächstgelegene Gasthaus, Peter und ich machen ein bißchen Bewegung. Währendessen ich mir eine Geschäftsauslage betrachte, fotografiert Peter und plötzlich - ein furchtbares Erlebnis! - Ungefähr 3-4 Meter neben uns kommt ein Junger Bursche mit einem kleinen Puch wegen überhöhter Geschwindigkeit ins Schleudern. Ein richtiges "Autodrahdiwaberl". Der junge Autofahrer setzt seine Fahrt, als ob nichts gewesen wäre, fort.

Weiter gehr es, wir kommen nach Graz, wo wir noch zwei weitere Reiseteilnehmer aufnehmen. Unsere Gruppe besteht großteils aus älteren Leuten: der Älteste, 79 Jahre, ein Ehepaar mit 73 Jahren, ein Herr 70, einige um die 60, mehrere um die 50 Jahre. Zwei Freundinnen, die jünger als wir sind und ein Ehepaar, welches 3 bzw. 4 Jahre älter als wir sind, jedoch erst geheiratet haben. Besonders auffallend die Dame mit "IMINERZ" und Eloxalbehang, welche schon nach 5 Minuten Fahrt Anschluß sucht. Bereits nach etwa 2 Stunden weiß der halbe Autobus ihren ganzen Lebenslauf, sämtliche Krankheiten und natürlich auch ihre Liebestragödien.

Gegen 1130 erreichen wir bei Spielfeld die österr.-jugoslawische Grenze. Obwohl eine ziemlich lange Autokolonne anhält, sind wir in wenigen Minuten abgefertigt. Zu unserer Überraschung ändert sich das Landschaftsbild in Slowenien kaum.

Unsere 'Mittagspause halten wir in PTUI (Pettau) von 12 bis 13Uhr. Das Lokal ist sehr schön, die Speisekarte noch in Deutsch mit Schillingpreisangabe. Wir wählen das Menü Nr.1: Hühnersuppe, Schweinskoteletts mit Reis und Salat, Topfenstrudel. Das hört sich nicht schlecht an! Doch merken wir schon hier deutlich den penetranten Fettgeruch bzw. - geschmack der das ganze Essen mismachen kann. Das Kotelett ist durchwegs Fett und was noch bleibt ist der Knochen und so sind wir von der so vielgepriesenen schmackhaften jugoslawischen Küche schwer enttäuscht.

Wir setzten unsere Fahrt Richtung Zagreb fort. Wenn wir nicht wüßten, daß wir schon ein ziemliches Stück in Jugoslawien sind, würden wir es kaum merken. Die Vegetation ist noch immer die gleiche: Kirschenbäume, Pfirsiche, -Äpfel, verschiedenes Nadelgehölz. Die Landschaft ist leicht hügelig, der Boden sehr sumpfig. Das einzige, wonach man schließen kann, daß man sich bereits in einem Oststaat befindet, sind die Häuser, die bei uns wesentlich gepflegter sind.Die Autoput zwischen Zagreb und Belgrad ist ein ausgesprochener Fleckerlteppich. Wir haben eine Durchschnittsgeschwindigkeit von höchstens 50km . Um 1710 halten wir in slow. BROD eine kleine Trinkpause.

Gegen 20 Uhr haben wir mit 830 km unser Tagesziel erreicht: BELGRAD. Nachdem es bereits finster geworden ist, haben wir bei der Einfahrt ein wunderbares Lichtermeer vor uns. Unser Hotel "Union " ist sehr elegant, beim Abendessen werden wir mit Musik und Gesang empfangen. Das Menü jedoch, welches bestimmt eine Spezialität des Landes ist, schmeckt uns allen gar nicht. Es gibt einen Käseblätterteig, den wir schon sehr gut kennen, anschließend Spinatrollen mit Faschiertem gefüllt in fetter Sauce mit Rahm und Eiern übergossen. Als Nachtisch bekommen wir ein herrliches Nußeis.

Peter und ich machen noch einen kleinen Abendspaziergang und merken, daß hier die Geschäfte um 22 h noch offen haben.

Um. 2230 gehen wir zu Bett.




S o n n t a g, 29.April 1973:

6 Uhr aufstehen, 63o Frühstück. (das Frühstück ist katastrophal, von einem Kaffee haben die Jugoslawen anscheinend keine Ahnung.) Um 7 Uhr setzen wir unsere Reise fort. Unser Reiseleiter macht uns auf die "wandernden Berge" aufmerksam. Das sind Hügel, auf welchen das Erdreich soweit abgerutscht ist, daß die Strassen verlegt werden mußten.

Nach einer kurzen Pause um 9 15 Nähe Varazdin, sehen wir einen ganz entsetzlichen Autounfall. In einem Autowrack kann man die Leichen zweier Männer erkennen. Zirka 40-50 m von der Unfallstelle entfernt, steht ein havarierter Autobus. Das komplette Dach des PKWs liegt daneben. Ich glaube, jeder von uns ist für ein paar Minuten nachdenklich geworden.

Die Fahrt durch Jugoslawien dehnt sich- nur langsam ändert sich die Flora. Es blühen Mandelbäume, auf den noch immer sumpfigen Wiesen leuchtet der gelbe Rabbs. Ein wunderbares Rosa hat die Blüte der Affenbrotbäume. Es wird bereits merklich wärmer.

Um 12 Uhr halten wir unsere Mahlzeit in Nähe Nis in Restaurant an der Autoput. Nachdem wir keinen Appetit haben, essen wir nur mitgebrachte Salamibrote und trinken Coca-Cola dazu.

Nach 1 1/2 Stunden Rast geht es über Titov-Veles zur jugoslaw.-griech. Grenze. Auf den Feldern sind Frauen in Pluderhosen zu sehen. Nach etlichen Kilometern stellen wir unsere Uhr um, 1 Stunde vor und so kommen wir um etwa 17 Uhr zur Grenzstation Evzoni. Auch hier ist unser Aufenthalt nur kurz, da wir das einzige Auto sind.

Traurig bemerken wir, daß sich inzwischen der Himmel ganz bewölkt hat, es ist kühl. Unmittelbar auf griechischem Boden ist fast jedes Haus beflaggt und mit Blumenkränzen geschmückt. Auf den Straßen sind Girlanden mit Glocken und Ostereiern. Hier ist heute Ostersonntag, das größte Fest der Griechen. Gegen 19 Uhr erreichen wir Saloniki. Nach einer kleinen Stadtrundfahrt kommen wir in ein sehr schönes Hotel "Olympia", wo wir unsere 2.Nacht verbringen. Das Abendessen ist diesmal recht gut: Hühnersuppe, Huhn gebraten, Kartoffel, Salat, Apfel. Im Speisesaal befindet sich eine Gruppe griechischer Fußballer, die das Osterfest feiern. Alles küsst sich und pickt gegenseitig die bunten Ostereier auf.

Da es leicht regnet, werden wir von unserem Abendspaziergang abgehalten. Wir gehen um 21 Uhr schlafen.




M o n t a g, 30.April 1973:

6h30 aufstehen, Frühstück, 7h Abfahrt.

Heute haben wir wieder schönes und klares Wetter. Saloniki breitet sich im thermäischen Meerbusen aus und hat somit eine herrliche Lage. Bergan sehen wir das Kloster Vlatadon und seine weitläufige Altstadt. Leider ist auch unser heutiges Programm sehr reichhaltig und es bleibt keine Zeit zu einem weiteren Aufenthalt.

Bald ragen die schneebedeckten Berggipfel des Götterberges Olymp (2.917 m) vor uns auf. Ein prächtiges Bild! Wir machen eine kleine Fotopause. Die Straße ist von riesigen Platanen und Pappeln beschattet, von den Hängen der Gebirge stürzen kleine Wasserfälle. Immergrüne Pflanzen, Oleander und wilde Blumen schmücken das von Nachtigallengesang widerhallende Tempe-Tal, das zwischen dem Osa und dem Olymp liegt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite gewinnen wir einen erquickenden Blick aufs Meer. Zu schnell gehr es wieder weiter, wir fahren über Larissa zu den berühmten METEORA-Klöstern. Da wegen der griechischen Osterfeiertage turbulenter Tourismus herrscht, bringt uns die äußerst kurvenreiche Straße bange Minuten. Es geht hier buchstäblich um Zentimeter. Die Meteoraklöster (d.h. "in der Luft Schwebende" 560 m) zählen zu den einzigartigsten Merk- und Denkwürdigkeiten des Landes. So benannt nach ihrer phantastischen Lage auf steilen, säulen- oder klotzförmigen Konglomeraten, die durch Verwitterung aus dem Felsen geschnitten sind. Sie wurden im 14.-16.Jhdt. als Zufluchtsstätte während der serbischbyzantinischen Kämpfe angelegt. Heute sind nur noch 4 von wenigen Mönchen bewohnt. Über unzählige Stufen gelangen wir zum höchsten und größten Kloster "Meteoron". In seiner Klosterkirche betrachten wir kunst volle Fresken und Holzschnitzereien. Peter entdeckt in einer dunklen Kammer aufgestapelte Totenschädel.

Nach Besichtigung fahren wir nach Kalabaka, wo wir in einem Selbstbedienungsrestaurant speisen. Jeder von uns kann sich in der Küche das Essen selbst auswählen. Wir nehmen uns Huhn mit Pomes-Frites, da kann nichts schief gehen. Beinahe hätte uns jedoch der Kellner einen Schöpflöffel voll Öl über das Ganze geschüttet.

Peter und ich wollen uns noch etwas in dem kleinen Städtchen umschauen, die Hitze hält uns aber davon ab. Es hat 32° Nachmittags fährt unsere Route über das Pindosgebirge Richtung Ioannina. Wir überqueren den 1.705 m hohen Katarapaß und finden dort noch ziemlich viel Schnee vor. Das Panorama ist imposant! In einer typisch griechischen Landschenke wartet man uns hausgemachten Schafkäse und Rezinawein auf. Auf der Weiterfahrt nach Ioannina haben wir nun eine wunderbare Sicht auf See und Stadt, welche sich außerordentlich malerisch ausbreitet. Diesmal sind wir schon um 18 Uhr in unserem Hotel "Palladion", welches nicht aufregend ist. Da unser Abendessen erst für 20 30 festgesetzt ist, können wir das Getümmel, das hier am Ostermontag herrscht, noch gut beobachten. Das Militär marschiert auf, es wird die Nationalhymne gespielt und sogar der Polizist an der Straßenkreuzung hat ein festlich geschmücktes Hütterl. Riesengroße Ostereier sind als Papierkörbe aufgestellt. Zum Nachtmahl gibt es Lammfleisch, Kartoffel, Salat, Äpfel oder Orangen. Um 2215 begeben wir uns zur Ruhe.




D i e n s t a g, 1.Mai 1973:

Aufstehen 545 , Frühstück 63o , Abfahrt 7 Uhr. Die Nacht war sehr unruhig. Wir hatten eine Hochzeitstafel im Haus.

Ziemlich müde treten wir unsere letzte Etappe an. Wieder führt uns die Straße durch eine wunderschöne Landschaft. Es geht über Berg und Tal. Nie hätten wir gedacht, so viele hohe Berge, die noch teils mit Schnee bedeckt sind, in Griechenland zu sehen. Auf der Fahrt nach Arta sehen wir viele Orangen- und Zitronenhaine. Auch Schaf- und Ziegenherden begegnen wir. Vor Agrinion erreichen wir einige herrlich liegende Seen. Bei Antirion kommt unser Bus auf ein riesiges Fährschiff und so gelangen wir in etwa 30 Minuten über den Golf von Korinth nach Peloponnes. Bevor wir jedoch unsere Fahrt fortsetzen, stärken wir uns bei einem Straßenstand mit dem sogenannten "Steckerlfisch"l, da es heute kein Mittagessen gibt.Nun geht es die Küstenstraße entlang. Um etwa 13 Uhr erreichen wir Korinth, wo wir den Kanal von Korinth auf einer Brücke überqueren. Von hier aus haben wir in wenigen Minuten unser Ziel erreicht: LOUTRAKI, der älteste Badekurort Griechenlands, befindet sich nahe bei Athen (84 km) und rangiert mit seinen Mineralbad-Kuren auf dem Balkan an erster Stelle. Beim Hotel "Olympia" ist ein kleiner Teil unserer Gruppe untergebracht, die anderen, darunter sind auch Peter und ich, haben das Hotel "Elpis" gebucht. Unser Hotel liegt gegenüber dem Kurpark und ist ein moderner, sauberer Neubau. Die Zimmer haben alle Balkon, Dusche und W.C. und wir sind angenehm überrascht, so gut untergebracht zu sein.

Bis um 18 Uhr bleiben wir auf unserem Zimmer. Peter versucht zu schlafen, ich schreibe indessen Karten und sonne mich am Balkon. Um 183o haben wir dann eine Zusammenkunft unserer Gruppe. Herr Horvath, der hiesige Reiseleiter, stellt sich uns vor. Er ist zwar Wiener, lebt aber schon einige Jahre mit Frau und Kind in Loutraki. Zu unserer Bestürzung wird uns mitgeteilt, daß die geplanten Ausflüge wahrscheinlich nicht zustande kommen werden, da unsere Gruppe zu klein ist. Nachdem uns 2 Leute bereits verlassen haben, (sie fuhren weiter nach Athen) sind wir nur 26 Personen, wogegen jeder Ausflug nur bei einer Mindestteilnehmerzahl von 25 stattfindet. 7 Reiseteilnehmer haben 14 Tage Aufenthalt in Loutraki gebucht und möchten natürlich die Ausflüge dementsprechend verteilen. Die restlichen 19 aber, und darunter sind wir, möchten in einer Woche so viel als möglich erleben. Endlich können wir uns einigen. In einem neben dem Hotel befindlichen Touristenbüro buchen 11 von uns gleich für den nächsten Tag eine Ganztagstour nach Argos, so auch wir.

Das Abendessen ist täglich um 1930 in einem nahegelegenen Restaurant festgesetzt. Unser Menü besteht heute aus Magarizzasuppe (diese ist eine typisch griechische Spezialität und wird aus den Därmen und Innereien des Lammes zubereitet), Schaffleisch, Kartoffel, Salat mit Dille, abschließend Marillenkompott. Das Restaurant, so wird uns erklärt, hat sich schon teilweise den österreichischen Gewohnheiten angepasst. Es wird hier z.B. auf unseren Wunsch warm serviert und möglichst "fettarm" gekocht. Nach einem kleinen Abendspaziergang gehen wir um 21 Uhr zu Bett.




M i t t w o c h, 2.Mai 1973:

Aufstehen 7 Uhr, Frühstück 8 Uhr. 9 Uhr Abfahrt mit "Loutraki-Tour" über Korinth nach Mykenä. Reiseleiter "Romeo" unterrichtet unsere Gruppe perfekt dreisprachig: deutsch, englisch, französisch. Mykenä war die älteste, von Europäern erbaute Hauptstadt. Seine Glanzzeit war im 14.Jhdt. v.Chr.. Als Gründung des Perseus waren seine Nachkommen die Persiden, von denen Stadt und Burg auf die Pelopiden übergingen. Wir besuchen die berühmte Grabungsstätte Schliemanns. Zuerst stoßen wir auf Reste der türkischen Wasserleitung und der äußersten alten Stadtmauer, dann kommen wir zum "Schatzhaus des Atreus" (Grab des Agamemnon?). Das eiförmige Schatzhaus hat ca. 15 m Höhe und Durchmesser, die Wände waren ursprünglich mit Bronzerosetten versehen. Wir gehen weiter und sehen Reste von Häusern und Geschäftsruinen. Dann gelangen wir zur gewaltigen, von Blockmauern umfaßten Burg, die man durch das bekannte "Löwentor" betritt. Deutlich erkennt man noch auf einer Steinplatte die hoch aufgerichteten Löwen, die drohend Wacht über der stolzen Burg Agamemnons halten. Die mächtigen Kyklopenmauern am Löwentor und das Löwentor selbst sind um 1250 v.Chr. errichtet worden zur Erweiterung und Verstärkung der Burg.(Höhe ca. 8m.) Nun kommen wir anschließend zum weiten Rundbau der von Steinplatten umkleideten Königsgräber, wo die "mykenischen Schätze" gefunden wurden. Nahebei deckte man die Grundmauern alter Wohnbauten auf; den Burggipfel krönte der Palast, zu dem jetzt ein steiler Weg führt. Nach Besichtigung setzen wir unsere Fahrt über Argos nach Tyrins fort. Der jetzt noch in Ruinen erhaltene Palast wurde um 1225 v.Chr. errichtet. Hier wurde der Sage nach Herakles geboren. Das säulengeschmückte Innere der Burg hatte Höfe, Säle und Kammern. Sehr gut erhalten ist auch noch ein Badezimmer. Die Burg Tyrins galt schon den Alten als ein Wunderbau der Kyklopen aus Kleinasien. Hier hatten die Könige von Mykenä ihre Sommerresidenz. Um 1245 erreichen wir das nette Städtchen Nauplia, welches auf einer Halbinsel liegt. Das Mittagessen haben wir in einem sehr schönen Kellerlokal, wo es angenehm kühl ist. Heute schmeckt uns das Menü gut: Weinblätterrollen, Rindfleisch, Erbsen, Kartoffel, Salat, Orangen und Äpfel. Nachmittags geht es nach Epidauros. Dieser Ort war ursprünglich dem Heilgott Asklepios (heilige Schlange) geweiht. Unzählige Kranke pilgerten seinerzeit zu diesem bekannten Kur- und Wallfahrtsort. Im Museum besichtigen wir die Rekonstruktionen, Inschriften, Kapitelle, Säulen und Statuen.

Wenige Schritte weiter kommen wir zu dem wunderbar erhaltenen griechischen Theater, welches 360 - 330 v.Ch. entstanden ist. Der Zuschauerraum umfaßt 55 Sitzreihen, die oberste Sitzreihe liegt etwa 60 m von dem kreisrunden Orchestra entfernt. Die einmalige Akustik fasziniert uns alle. Hier finden noch heute Festspiele antiker Tragödien statt. Auf den gleichen Plätzen (etwa 16.000) sitzend, wie die Besucher vor Jahrtausenden, genießt man Kunst, unübertroffene Akustik und herrliche Landschaft. - Um 1615 treten wir über Sofikon unsere Heimfahrt an. Pünktlich um 18 Uhr kommen wir nach Loutraki, wo wir heute ein kärgliches Nachtmahl bekommen: Tomatensuppe, Eierspeise mit Kartoffel, Schokoladeeis. Noch ein kleiner Spaziergang auf der Promenade, dann um 2145 Nachtruhe.




D o n n e r s t a 9, 3.Mai 1973:

Aufstehen 645 FrÜhstück 73o

Abfahrt nach Athen 8 Uhr mit Reiseleiter Horvath. Die Straße führt uns über Megara, Eleusis (Fabrikstadt), vorbei an dem byzantinischen Kloster Daphni, in das Zentrum der Stadt Athen. Um 93o erwartet uns Frau Anastasia, eine äußerst temperamentvolle und charmante Griechin vor dem archäologischen Nationalmuseum.

Wir besichtigen die Funde Schliemanns aus den Königsgräbern von Mykenä: wunderbar geformte Goldbecher, Siegel, goldene Ringe mit Darstellungen, Dolchklingen mit eingelegten Jagdszenen und zuletzt die Goldmasken der Könige von Mykenä und den Schmuck der Königinnen.

In dem anschließenden Saal sehen wir den berühmten "Bronzejockey" aus der hellenistischen Zeit, Funde aus dem Zeusheiligtum Dodona, Grabreliefs, Bronzeköpfe und Statuen, Amphoren (d.s.Vasen mit 2 Henkel) aus dem 8.Jhdt.v.Chr.. Dann kommen wir zum "Großen Bronzegott vom Kap Artemission" (460 v.Chr.), welcher eines der größten Meisterwerke des Museums ist. Leider sind 1 1/2 Stunden äußerst kurz für die Besichtigung eines der führendsten Museen der Welt, doch haben wir einen gewaltigen Eindruck von den herrlichen Kunstschätzen bekommen.

Bei der anschließenden Stadtrundfahrt haben wir Gelegenheit die zeremonielle Wachablöse vor dem Königlichen Schloß zu beobachten. Die Uniform der Evzonen ist der Tracht der griechischen Hirten nachgebildet, die äußerst malerisch ist. Ein Stückchen weiter stoßen wir auf das Stadion, Dieses wurde 1896 an der gleichen Stelle errichtet, wo um 330 v.Chr. die ersten Steinsitze um die Wettkampfbahn waren.

Nun bringt uns der Bus durch die oroßen Geschäftsstraßen, wo ein riesiges Getümmel herrscht. Wir kommen zum historischen Hadrianbogen, zum Denkmal des Lysikrates und schließlich gelangen wir zu dem Ausgrabungsgelände vor dem Odeon. Ohne weiteren Aufenthalt setzen wir die Fahrt Richtung Piräus fort, um unser Lunchpaket zu verzehren. Die Schicksale der Hafenstadt sind mit denen Athens eng verknüpft. In einem einfachen Gasthaus direkt am Hafen machen wir eine 1 1/2 stündige Rast. Das Lunchpaket ist für viele eine große Enttäuschung: 1 Gebäck, 2 Eier, Schafkäse, 1 Orange. Wir haben Hunger, Hunger, Hunger.

Peter und ich greifen zur vorsorglich mitgebrachten Salami. Nach dem Essen sehen wir uns die nähere Umgebung etwas an.

Die Stadt Piräus bietet nur wenig architektonische und historische Sehenswürdigkeiten. Umso eindrucksvoller ist jedoch der Hafen. Riesige Lagerhäuser, Verkaufshallen, Werften und Arsenalereihen sich hier aneinander. Die großen Dampfer, die meist weiß lackiert sind, blenden uns in den Augen, Heute ist es besonders heiß, wir "zergehen" schon. Um 1530 ist unsere Führung auf der Akropolis festgesetzt, Frau Anastasia leitet sie wieder. Zuerst erfahren wir einiges über die Entwicklung der antiken Stadt Athen: Schon in der jüngeren Steinzeit war die Akropolis (156 m), der uralte Stadtkern, besiedelt. Im 2.vorchristlichen Jahrtausend trug sie eine mykenische Burg, im 7.Jhdt.v.Chr. wurde ein neuer Athenatempel errichtet. Während der archaischen Zeit (6.Jhdt.) entstand ein mächtiger Zeustempel, ein heiliger Bezirk des Dionysos. In den Jahren 480- 479 zerstörten die Perser Athen samt den Baulichkeiten der Akropolis. Unter Themistokles (5. - 4.Jhdt.) und Kimon wurde die Akropolis wieder befestigt. Seine Höchstblüte erlebte Athen unter Perikles. Zu dieser Zeit entstand der Parthenon, der Tempel der Athena Nike, das Erechtheion und das Theseion, der besterhaltendste Tempel der Antike. Die Akropolis war nun keine Festung mehr, sondern religiöser Mittelpunkt. - Die Türken machten aus dem Parthenon eine Moschee, aus dem Erechtheion einen Harem und aus der Akropolis wieder eine Festung. Durch die venezianische Beschießung 1687 wurden Parthenon und Propyläen schwerstens mitgenommen. Heute hat man den "Perserschutt" der Akropolis in den Museen verwahrt und den Parthenon restauriert. Beim Betreten des Tempelberges folgen wir den Spuren der alten Prozessionsstrasse, die im Zickzack durch die Propyläen in das Heiligtum führt: Die beste Rekonstruktion ist der schöne kleine Tempel, in dem Athina als Siegesgöttin Nike verehrt wurde, Dieses Meisterwerk des Kallikratis mit seinen 8 jonischen Säulen aus pentelischem Marmor wurde erst unter König Otto von Bayern vollständig restauriert. Tief beeindruckt sind wir auch vom vollkommendsten Bauwerk der Antike, vom Parthenon (dorischer Baustil). Der geniale Baumeister Iktinos vermied bei seiner, bis ins Detail durchdachten Bauform, jede gerade Linie. Auf diese Weise verlieh er dem Gebäude eine erhabene Eleganz, die auf den Besucher ehrfurchtgebietend wirkt. Ein ebenso vollkommenes Kunstwerk, jedoch im jonischen Baustil, ist der prachtvolle Bau des Erechtheion. Im langen Faltengewand tragen 6 Karyatiden das Dach des Tempels, in welchem einst der heilige Olivenbaum stand.Leider ist die Zeit viel zu kurz. Man könnte hier einige Stunden verbringen. Frau Anastasia bemüht sich, uns so viel als möglich zu erklären. Dabei stolpert sie über einen Stein. "Die Steine kennen mich schon" meint sie, "das soll nicht heißen, daß ich eine Antike bin!"

Anschließend bewundern wir noch den herrlichen Ausblick, den wir von der Akropolis genießen. Wir können die ganze Stadt Athen und Umgebung überblicken - wunderbar! - Nachdem unsere Fotoapparate heißgelaufen sind, kehren wir zu unserem Autobus zurück. Nach kurzer Fahrt gelangen wir zum "Flohmarkt". Viele von uns kaufen Souveniers, es gibt jedoch wie überall, auch hier ziemlich viel Ramsch. In der Nähe des Marktes besichtigen wir eine schöne byzantinische Kapelle.

Ziemlich müde und verschmutzt vom Staub auf der Akropolis, geht es dann auf die "Plaka", dem Grinzing von Athen. Dieser Altstadtbezirk mit seinen engen Gassen erstreckt sich am Hang der Akropolis. Um 19 3o haben wir in einem gemütlichen Lokal mit gedeckter Terasse unser Abendessen: Weinblätterrollen, allerlei Aufstriche und Wurst, Hammelfleisch, Kartoffel, Salat (das Übliche). Langsam wird es dunkel. Wir haben von hier einen phantastischen Ausblick! Nacheinander leuchten die riesigen Lichtreklamen in allen Farben auf. Die Akropolis und andere historische Stätten sind von Scheinwerfern beleuchtet. Inzwischen haben Musikanten Platz genommen und spielen uns typisch griechische Volksmusik auf. Teilweise werden auch Lieder gesungen. Bei Wein und Musik haben wir bald unsere Müdigkeit vergessen. Doch können wir uns auch hier nicht allzulange aufhalten, da wir noch 84 km bis Loutraki vor uns haben. Etwas nach 21 Uhr brechen wir auf. Zum Abschluß wird uns noch der "Donauwalzer" vorgespielt. Dann geht es am schnellsten Weg nach Loutraki, wo wir um, 2245 in unser Hotel zurückkehren.




F r e i t ag, 4.Mai 1973:

Aufstehen 8 Uhr, Frühstück 845. Heute wollen wir einmal richtig faulenzen und in kein Fahrzeug einsteigen. Ich glaube, wir haben es uns redlich verdient. Nach dem Frühstück vertreten wir uns ein wenig die Füße, indem wir die Promenade entlangspazieren. Bei der Heilwasserquelle angekommen, bleiben wir ein wenig auf einer Bank sitzen, dann schlendern wir wieder gemütlich zurück in den Ort. Wir tätigen einige kleinere Einkäufe und um 12 Uhr gehen wir zum Essen. Es gibt Gurken mit Kartoffel als Vorspeise, pikantes Rindfleisch mit Kartoffel und Gurkensalat als Hauptspeise, abschließend Apfel. Bis 16 Uhr bleiben wir auf unserem Zimmer und schlafen, lesen Zeitung und schreiben Ansichtskarten. Dann setzen wir uns in den schattigen Kurpark, der unmittelbar am Strand des Ortes liegt. Loutraki hat eine herrliche Lage. Zwischen dem Meer und der reichbewaldeten Bergkette des Geraniagebirges gelegen, reihen sich die lichten Häuser und Hotels, aufgelockert durch hübsche Grünanlagen, aneinander. Das Meer ist außergewöhnlich klar, sodaß man jeden Stein sehen kann. Plötzlich entdecken wir auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen Friseur und schon bin ich bei diesen. Zum Nachtmahl haben wir Einbrennsuppe, Fleischlaibchen, Kartoffel, Salat. Um 21 Uhr gehen wir zu Bett.




S a m s t a g, 5.Mai 1973:

In der Nacht haben wir das "Loutrakilüfterl" gehört, ein Sturm mit Spitzengeschwindigkeiten der hier angeblich öfters vorkommt. Wir fürchteten einen Schlechtwettereinbruch, doch ist auch heute, gottseidank, das herrlichste Wetter. 530 aufstehen, 6 Uhr Frühstück, 63o Abfahrt nach Delphi. Zunächst führt unser Weg über Xylokastron nach Egion, dann geht es weiter mit dem Fährschiff nach Itea. Diesmal haben wir einen Autobus aus dem vorigen Jahrhundert:"Huperl die fliegende Kiste." (Unser Chauffeur hupt ununterbrochen, es gefällt ihm anscheinend!) Kurz nach Itea steigt die Straße in zahlreichen Kurven bis zu einer Höhe von ca. 600 m. Der Eindruck der grandiosen Natur, in der das Heiligtum von Delphi liegt, ist überwältigend. Es ist bereits knapp vor 12 Uhr, als wir das Museum in Delphi erreichen. Der kostbarste Besitz dieses Hauses ist "Der Wagenlenker", eine hervorragend erhaltene Erzstatue (um 450 v.Chr.). Es ist nicht zu fassen wie naturgetreu dieser Mensch nachgebildet wurde! Man kann jeden Muskel, jede Ader, jaselbst die Bartstoppeln des Jünglings erkennen. Bei den Falten des Gewandes wurde darauf geachtet, daß diese oben schmäler und nach unten breiter auslaufen.- Abermals sehen wir viele kunstvolle Statuen, Reliefs und Mosaiks.

Vom Museum bergan erreichen wir in wenigen Minuten die Mauern des heiligen Bezirks. An der gepflasterten Heiligen Straße, die uns zum, Tempel führt, befinden sich die Schatzhäuser. Diese bargen nicht nur wertvolle Weihegeschenke, sondern die darin aufbewahrten Gelder bildeten auch die Grundlage für die Finanzierung wie z.B.. für Straßenbauten, Kolonisation, Kriege, u.s.w. Vor dem Eingang zum Tempel sehen wir zunächst den großen Weihealtar von Chios (450 v.Chr.), dann kommen wir zu den alten Säulen des Apollontempels (330 v.Chr. vollendet). Im hochheiligen Inneren des Gotteshauses lag der halbeiförmige Stein Omphalos (d.h. Nabel), der die Erdmitte anzeigen sollte.(Der Nabel der Welt.) Er bekam Opfer und wurde mit Öl übergossen. Der Orakelschlund mit den betäubenden Dämpf en und dein goldenen Dreifuß mit dem Sitz der weissagenden Jungfrau lag im besonderen Raum Adyton. Hinter der Stützmauer fand man in einer Niesche die Statue des Wagenlenkers. Eine steile Treppe führt uns zum Theater. Es ist irrsinnig heiß und die meisten von uns sind nicht mehr imstande die zahlreichen Stufen zu bewältigen. Schweißgebadet schaffen wir zu Viert unser Ziel, das Orakel hat uns gerufen! Von hier oben haben wir einen herrlichen Ausblick. Vor uns sehen wir die Terassenanlage "Marmaria". Vollkommen erschöpft erreichen wir die uralte Quelle Kastalia. Diese entspringt in einer wildromatischen Schlucht, in welcher mächtige Platanen stehen. Anschließend kehren wir zu unserem Autobus zurück und fahren in das nahegelegene Hotel "Zum Wagenlenker" zum Mittagessen.

Es ist bereits 1430. Wir speisen auf der gedeckten Terasse: Risibisi, Brathuhn, Erbsen, Karotten, Eis.

Um 1530 treten wir unsere Rückfahrt an, und zwar über Levadia -Thive - Eleusis - Megara- Loutraki. Bei einem kurzen Aufenthalt in einer kleineren Ortschaft lesen wir auf einem Thermometer 32 Grad im Schatten ab, obwohl es bereits 17 Uhr ist.

Hurtig brausen wir mit "Huperl" weiter. Wir alle glauben, in einer Feuerwehr zu sitzen. Es gibt nichts, was uns aufhalten kann bis auf einen Polizisten. Nach längerem Pla-Pla-Pla (wir-können leider kein einziges Wort verstehen) dürfen wir wieder starten. Um 1930 kommen wir zum Nachtmahl nach Loutraki. Es besteht aus Mayonaisei, gebratener, Fisch (sehr gut), grünem Salat, Marillenkompott.

Um 2115 ist Nachtruhe.




S o n n t a g 6.Mai 1973:

Aufstehen 645, Frühstück 745. Um 815 fahren wir mit dem jungen Ehepaar mit einem Taxi nach AltKorinth. Kurz vor der Brücke über den Kanal von Korinth halten wir an. Zufällig kommt ein Schiff durch die Wasserstrasse, sodaß wir die Durchfahrt beobachten können. Der Kanal ist 6 km lang, 23 m breit, ca. 80 m hoch und hat 8 m Wassertiefe. Er verbindet den Korinthischen mit dem Saronischen Golf. Schon 600 v.Chr. hatte der berühmte Tyrann von Korinth die Wichtigkeit dieses Kanals erkannt. Das Projekt scheiterte jedoch immer wieder am Aberglauben der Bevölkerung. Erst 1893 wurde der Kanal von Korinth durchstochen und somit der Weg aus der Adria nach Piräus um 325 km verkürzt. Heute ist der Kanal für die meisten Schiffe zu eng. Nach Besichtigung fahren wir mit unserem Taxi wieder weiter und sind bereits knapp vor 9 Uhr bei der Ausgrabungsstätte in Alt-Korinth. Leider müssen wir bemerken, daß das Eingangstor noch fest verschlossen ist. Bis 930 haben wir noch Zeit, uns etwas umzusehen; es gibt jedoch nichts besonderes. Der Großteil der Leute ist zur Zeit beim Gottesdienst. Sodann betreten wir die einmalig erhaltene Anlage von Alt-Korinth. Korinth war eine der glanzvollsten Städte des Altertums.Seine Blütezeit war um 600 v.Chr.. Als erste Handelsstadt der altgriechischen Welt spielte Korinth eine wichtige Rolle, die sie vor allem ihrer Lage verdankte. An der gepflasterten Strasse sehen wir die Fundamente einer Ladenreihe, eines kleinen Tempels, sowie einer Säulenhalle. Daneben das interessanteste Gebäude von Korinth: Das Quellhaus Peirene. Erstaunlich wie die Quellbecken in den Felsen gebaut wurden! In römischer Zeit verschönerte man den Hof mit Marmor und bemalte die Wände in den Kammern mit herrlichen Fresken. Weiter kommen wir abermals zu vielen Geschäften und Privathäusern, die anscheinend wohlhabenden Leuten gehörten. - Zuletzt besichtigen wir den Apollontempel, von dem noch 7 dorische Säulen erhalten sind. Kurze Zeit bleibt noch für den Besuch des Museums, denn um 11 Uhr haben wir unser Taxi bestellt. Besonders auffallend sind hier die herrlichen Mosaike, die in bunten Farben leuchten. Pünktlich um 12 Uhr sind wir beim Mittagessen im gewohnten Restaurant in Loutraki. Wir haben Bohnengulasch, Lammfleisch, Kartoffel, Gurkensalat, Brandteigkrapferln mit Sirup.- Nach dem Essen ruhen wir uns bis 15 Uhr auf unserem Zimmer aus, dann fahren wir wieder mit dem jungen Paar mit dem Taxi zum "Salzsee". Diese Fahrt ist ganz besonders schön. Es geht über Berg und Tal. Unzählige Serpentinen führen uns über Perahora (14 km von Loutraki entfernt) in einen romantischen Landschaftsteil. Vor uns liegt bereits der Salzsee, der von Meerwasser gespeichert wird. Zu unserer Überraschung ist dieser See kaum verbaut und dies gefällt uns ganz besonders. An einer einsamen Stelle halten wir an, um zu baden. Ungeniert ziehen wir uns im Gebüsch um und springen in das kristallklare Wasser. Es gibt hier ziemlich viele Seeigel. Wir können kaum glauben, daß heute, an einem heißen Sonntagsnachmittag fast kein Mensch zu sehen ist. Umso mehr können wir den stillen Frieden, die gute Luft und das erfrischende, Wasser genießen! Wie im Flug vergehen 2 1/2 Stunden, wir müssen zurück nach Loutraki. Unwahrscheinlich pünktlich ist auch diesmal unser Taxichauffeur. Abends speisen wir Paradeissuppe, Hühnerleber mit Reis und Salat, Eis. um 95o gehen wir schlafen.




M o n t a g, 7.,Mai 1973:

Aufstehen 1/2 8 Uhr, Frühstück 8 Uhr. Vormittags müssen wir einiges einkaufen und unsere Reisetasche packen. Bis gegen 12 Uhr trödeln wir herum, dann gehen wir zu Tisch. Wir bekommen Erbsen mit Karotten, Pommes-Frites, gebackene Schnitzel mit Reis, Orangen. Nach dem Essen hat Peter eine blendende Idee: Im Nu bestellt er für 100 Drachmen = öS. 70,-- ein Motorboot und zu Viert --fahren wir zum Kanal von Korinth. Mit einem lustigen, alten Bootsmann sind wir cirka 5/4 Stunden unterwegs. So können wir vom Boot aus Loutrakis wunderbare Lage am besten sehen. Anschließend fahren Peter und ich mit einem Taxi zu dem am Hang des Berges liegenden Kloster. Es ist eine Fahrt mit Hindernissen. Plötzlich endet die Strasse, vor uns befinden sich zwei riesige Erd- und Schotterhaufen, daneben ein ebenso riesiger Caterpillar. Was nun? - Verduzt schauen wir uns gegenseitig an. "Moment" ist das einzige Wort, welches wir von unserem Chauffeur verstehen können. Dieser steigt aus dem Auto, ruft den Straßenarbeitern ein paar erregte Worte zu und ringt seine Hände in die Luft. Noch immer kann ich mir mit bestem Willen nicht vorstellen, worauf wir hier warten sollen; am besten wäre doch umzudrehen? Eine dicke Staubwolke verdeckt uns die Sicht ***** Tatsächlich werden die beiden Haufen auf einmal zur Seite geschoben, der Caterpillar rollt einige Male darüber und schon gibt unser Chauffeur Gas. Vorsichtig geht es weiter. Nach kurzer Fahrt gelangen wir zum Kloster. Obwohl das Kloster geschlossen ist, hat sich die Fahrt gelohnt wir haben ein phantastisches Panorama vor uns! Es ist schwül und dunstig. Müde und durstig kehren wir um 3/4 5 Uhr wieder in unser Hotel zurück. Zum Abendessen gibt es Spaghetti, Eierspeise mit Kartoffel, Salat mit Dille, Eis. Um 2115 gehen wir das letzte Mal im Hotel Elpis zu Bett.




D i e n s t a g, 8.Mai 1973:

Aufstehen 715 Frühstück 83o

Nachdem wir unser Zimmer bis 93o räumen mußten, sitzen wir am Meer und lesen und tratschen. Zu Mittag gibt es Artischocken mit Salzkartoffeln, Kartoffelpüree mit Gulasch (Kalb?). Zum Abschied wird uns vom Restaurant Rezinawein spendiert.

Am Nachmittag bummeln wir noch einmal durch den Ort, dann sitzen wir abermals herum. Einmal im Kurpark, dann in den verschiedendsten Restaurants, bis wir endlich um 18 Uhr Richtung Athen abrollen. "Marina" heißt unser Hotel, in welchem wir für eine Nacht untergebracht sind. Es liegt in nächster Nähe des "Omonia"-Platzes und ist ziemlich mis.

Das Abendessen besteht aus Ochsenschwanzsuppe (?), Hammelfleisch, Kartoffel, Salat, Pfirsichkompott.

Inzwischen ist es 20 Uhr geworden und wir wollen noch Geschäfte anschauen. Rasch brechen wir auf und kommen zuerst durch die Unterführung des Omoniaplatzes in ein ausgesprochenen Juwelierviertel. Einige Straßen weiter gelangen wir zu Schuhgeschäften. Anscheinend werden hier die einzelnen Branchen gebietsweise vertreten. Riesige Lichtreklamen machen ein schönes Straßenbild. Trotzdem es bereits gegen 22 Uhr ist, herrscht überall noch reges Leben, die Geschäfte waren jedoch um 20 Uhr gesperrt. Um 2215 kommen wir in unser Hotel, welches ziemlich versteckt liegt.




M i t t w o c h, 9,Mai 1973:

515 Aufstehen, 6 h Frühstück. Die Nacht war kurz und unruhig. Schon um 63o geht es weiter. Wir haben heute einen anstrengenden Tag vor uns. Knapp über 1.OOO km ist die Strecke Athen - Nis und es scheint wieder sehr heiß zu werden. Die Autobahn, die uns von Athen nördlich führt ist wunderbar. Unser letztes griechisches Essen haben wir zu Mittag im Tempetal.

Wir bestellen uns Makkaroni mit Rindfleisch, Als Nachtisch Casattaeis.

Es ist kaum zu glauben, an der griechischen Grenze beginnt es zu regnen!

Nachdem wir die Uhr um 1 Stunde zurückstellen mußten, ist es jetzt 14 Bei unserer Rast Nähe Skopje spüren wir, daß es ziemlich kühl ist. Strümpfe und Westen werden wieder angezogen, Kopftücher aufgesetzt. Der Himmel ist grau in grau. Kurze Zeit später setzt heftiger Regen ein. So fahren wir die ganze Strecke bis Nis weiter. Es ist trostlos. Trotzdem kommen wir früher als angenommen u. zwar um 1915 zu unserem Tagesziel. Aufgrund des Schlechtwetters haben wir alle den langen Tag gut überstanden. Das Hotel "Belvue", zweifellos eines der nobelsten, ist ein toller Glaspalast mit 14 Stockwerken. Unser Zimmer befindet sich im 5.Stock. Eine ganz besondere Sensation dieses Hauses ist der vollautomatische Lift. In diesem wird nacheinander das gewählte Programm gespeichert. Wenn sich dann die Lifttüre öffnet, muß man sofort den Lift betreten, ansonsten schließt er wieder blitzartig und man muß neuerlich warten. Wir wollen in das Restaurant, welches im 2.Stock liegt, wird uns das gelingen? Wir fahren in den 11.Stock, dann ins Parterre, wieder in den 7.Stock u.s.w. bis wir wieder in 5.Stock aussteigen, von wo wir kamen. Schnell laufen wir die paar Treppen hinunter, sonst kann es uns passieren, daß inzwischen das Essen kalt wird. Ein schmackhaftes und sehr reichhaltiges Essen erwartet uns: Nudelsuppe, Reis, Pommes-Frites, Schweinskoteletts, gegrillte Würstel, Erbsen, grüner Salat, gemischtes Kompott. Da es noch immer schüttet, gehen wir um 21 Uhr zu Bett.




D o n n e r s t a g. 10.Mai 1973:

Aufstehen 530! 6 Uhr Frühstück. 63o Abfahrt bei Regen. Erst nach einer kurzen Rast um 1/2 9 Uhr Nähe Belgrad beginnt sich die Wolkenfront zu lichten. Die Weiterfahrt ist ziemlich fad. Nachdem wir die Strecke bereits kennen, macht jeder von uns nach und nach ein Nickerchen. Unsere Mittagspause halten wir in slow.Brod, wo wir ausgezeichnet speisen, und zwar Saftschnitzel mit Kartoffelpüree bzw. Reis, grüner Salat, Kirschenkompott. Nachmittags klärt sich der Himmel endlich wieder ganz auf. Schon um 1645 gelangen wir nach Ptui. Unsere Nächtigung haben wir im ,gleichen Hotel, in dem wir bei der Hinfahrt Mittagsrast hielten. Diesmal haben wir Zeit, uns das wunderschön gelegene Städtchen genauer anzusehen. Ein steiler Weg mit etlichen Stiegen führt uns zur Burg von Pettau. Wir haben einen schönen Ausblick. Bemerkenswert sind einige Häuser, die aus der frühen Biedermeierzeit stammen. Leider sollte man schon einige dringend restaurieren. Vor dem Abendessen sind wir noch zu einer Weinkostprobe im Genossenschaftskeller eingeladen. Das größte Faß mit einem Inhalt von 23.000 1 und Weinboutellen ab dem Jahre 1918 werden uns hier gezeigt. Nachdem wir alle 5 verschiedene Weine zu kosten bekommen, sehen wir schon den Mond am Himmel stehen (manche sehen ihn sogar doppelt!). Zum Nachtmahl gibt es Nudelsuppe, Rindschnitzel, Kartoffelpüree, Apfelschnitten (sehr gut!). Um etwa 21 Uhr gehen wir schlafen.




F r e i t a g, 11.Mai 1973:

Aufstehen erst 630! Frühstück 8 Uhr. Abfahrt 820 , Grenze 9 Uhr ohne Aufenthalt. Nun sind wir wieder in unserer Heimat! Um 11 Uhr machen wir Mittagsrast in St.Marein. Rindsuppe, Würstel mit Saft bzw. Gulasch, Fruchteis. Über den Semmering geht es Richtung Wien, wo wir um 1430 beim Südbahnhof ausgeladen werden. Wir haben insgesamt 5.100 km zurückgelegt und freuen uns, wieder gesund heimgekommen zu sein.




;-)