Reisebericht von Ingrid Rögelsperger an ihre Tante - meine Oma - Maria Wardein.

Im Original 23 eng beschriebene handschriftliche Seiten.




Urlaub 1969
Pilgerfahrt ins "Heilige Land"


Sonntag, 30.März 1969 (Palmsonntag):

Um 1310 Abflug mit Caravelle (Stundengeschwindigkeit 850-900km, Höhe ca. 10.000m). Das Mittagessen, bestehend aus gerolltem Schweinefleisch, Salaten, Olive, Eiern, Hummer schmeckt uns ausgezeichnet. Nachtisch Pudding mit Schlagobers, Coca-Cola, Kaffee. Nachdem wir unsere Zeit wieder eine Stunde vorgestellt haben, landen wir um 1620 in Istanbul, wo wir nach längerer Wartezeit unser Anschlußflugzeug besteigen. Mit 1 1/2Stunden Verspätung starten wir mit der türkischen Caravelle "THY" Richtung Tel-Aviv. Nach 5/4 Stunden Flugzeit, also um 2030 landen wir in Tel-Aviv-LOT. Verhältnismäßig rasch werden unsere Pässe kontrolliert.

Vor dem Flughafengebäude werden wir von "El Abu-Kalil Truma" einem arabischen Reiseführer empfangen. Er ist ein sehr intelligenter Mensch, der jedoch undurchsichtig ist. Seine orientalische Gleichgültigkeit und seine endlos langen "Zigarettenlängen" können einen manchmal aus der Ruhe bringen. - Aber nun sind wir im Orient und hier lautet die Parole: "Zeit spielt keine Rolle!" Etwas nach 21 Uhr bringt uns ein blauer "Egged-Tour" Autobus nach Nathanya in das "Green Beach" Hotel. Dieses liegt ca. 10 km vom eigentlichen Kurort "Nathanya Sea" entfernt. Bevor wir auf unser Zimmer gehen essen wir noch Käsebrote und Orangade, dann gehen wir um 23h schlafen.



Montag, 31 März 1969:

Um 1/2 8h gibt es das 1. israelische Frühstück. Wir stehen schon um 6h auf und schauen uns die Hotelanlage an. Sie besteht aus einigen einstöckigen Neubauten und ist mitten im Wüstensand, direkt am Meer gelegen. Die Zimmer sind alle peinlichst sauber und haben Bad und Toilette.

Zum Frühstück kann sich jeder beliebig viel von folgendem nehmen: verschiedene Streichkäse, Hartkäse, Butter, Marmelade, verschiedene. Salate, Heringe, Oliven, Zwiebel, harte oder weiche Eier, Eierspeise, Spiegelei, Ham and Eggs, Tee, Kaffee, Orangade, Grapefruit, Yoghurt, Weißbrot.

Nach dem Frühstück hören wir ein Stück Geschichte dieses Landes. Um 1/29 h geht es dann auf Umwegen zur österreichischen Botschaft nach Tel-Aviv. Tel-Aviv (400.000 Einwohner) ist die größte Stadt Israels. Hier herrscht bei Tag und Nacht pulsierendes Leben. Tel-Aviv ist aus der Vereinigung des uralten Jaffa mit dem erst 1909 gegründeten Vorort Tel-Aviv (Frühlingshügel) entstanden. Noch zu Beginn unseres Jahrhunderts war das ganze Gebiet, auf dem sich heute die Stadt Tel-Aviv erstreckt, eine sandige, öde Hügellandschaft. Tel-Aviv ist eine junge Stadt, modern in ihrer Erscheinung und weist keinerlei antike Stätten auf. Nach einem kurzen Aufenthalt von einer halben Stunde geht es weiter zum alten Jaffa. Jaffa ist eine Gründung der Phönizier (um 4000 v. Chr.). Die oft zerstörte Stadt bietet dem Fremden nicht viel Sehenswertes. Wir besuchen die Franziskanerkirche, die im Jahre 1654 auf den Ruinen der mittelalterlichen Burg von Jaffa errichtet wurde. Die Kirche ist dem heiligen Petrus geweiht. Nachher haben wir wieder etwas Zeit, uns in der Altstadt umzuschauen. Überall sitzen Männer am Straßenrand und trinken Kaffee. Das schaut ganz gemütlich aus, aber hat denn hier niemand etwas zu tun?

Um 1230 sind wir wider in unserem Green-Beach Hotel zum Mittagessen. Es gibt Erbsensuppe, dann ein eigenartig faschiertes Laibchen, dazu Reis und Salat. Zum Nachtisch Schokoladenpudding. Bis zu unserer Abfahrt um 14 Uhr haben wir Zeit zu baden oder zu schlafen. Peter und Ich schreiben Ansichtskarten. Einige von uns begeben sich in das Swimming-Pool, welches angeblich geheizt ist.

Pünktlich um 14h fahren wir nach Cäsarea. Herodes der Große baute hier um 22 v. Chr. Zu Ehren seines Gönners Augustus eine Stadt, die sich rasch zum bedeutendsten Platz des römischen Palästinas entwickelte. Sie war Sitz der römischen Prokuratoren (z.B. des Pontius Pilatus) , später auch Residenz des Herodes Agrippa II. Hier war Paulus unter den Prokuratoren Felix und Festus 61-62 n.Chr. gefangen. 640 wurde Cäsarea von den Arabern, 1102 von den Kreuzfahrern erobert. In den Kreuzzügen noch mehrmals umkämpft, wurde die Stadt schließlich von Sultan Baybars 1265 zerstört. Wir sehen die Reste des römischen Forums mit 2 Statuen aus dem 2. Jhdt. V. Chr. Innerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer stehen die Ruinen eines herodianischen Tempels, südlich davon die Reste der Kreuzfahrerkathedrale. Unser nächstes Ziel ist Haifa. Angenehm duften hier die Orangenblüten, es grünt und blüht überall. Leider ist es sehr schwül (ca. 25°) und dunstig, so daß kein guter Fernblick ist. Haifa ist die schönste und gepflegteste Stadt des Landes. Haifa (190.00 Einwohner) liegt in einer Bucht und steigt terrassenförmig am Berg Karmel empor. Um 520 v. Chr. Befanden sich an der Stelle der heutigen Stadt zwei kleine benachbarte Orte, das Bauerndorf Salmana und das Fischerdorf Shikmana, für die in der byzantinischen Zeit die gemeinsame Bezeichnung "Haifa" entstand. Im Karmeliterkloster am Berg Karmel besuchen wir die Eliaskirche. Unter dem Hochaltar führen Stufen zur traditionellen Höhle des Elias, der angeblichen Wohnung.

Eine Pyramide vor dem burgartigen Kloster bezeichnet die Begräbnisstätte jener Invaliden, die Napoleon 1799 nach der Belagerung Akkens zurücklassen mußte und die von Ahmed Jezzar ermordet wurden. Anschließend kommen wir zu Wahrzeichen Haifas, dem Bahai-Schrein (erbaut 1953). Hier liegt inmitten der Persischen Gärten das Grabmal des Gründers der Bahai-Sekte. Schön und eindrucksvoll ist dieses mit einer goldenen Kuppel gekrönte Mausoleum, welches aber leider geschlossen ist. Im jenseits der Straße gelegenen Teil der Persischen Gärten steht das 1956 im Stil klassischer griechischer Baukunst errichtete Bahai-Archiv.

Auf dem Rückweg machen wir einen kurzen Aufenthalt in Nathanya-Sea, wo wir uns Ananaserdbeeren kaufen. Um 2030 sind wir wieder in unserem Green-Beach-Hotel zum Abendessen. Es gibt Bohnensuppe, Huhn, grüne Fisolen und Ringlottenkompott. Bis um 2230 schreiben wir noch Karten, leider habe ich mein Adressbuch zu Hause vergessen.



Dienstag, 1. April 1969:

Abfahrt um 1/2 8h. Wir fahren über Haifa (heute klare Sicht) nach Akkan. Akkan (30.000 Einwohner) liegt auf einer Halbinsel am nördlichen Ende der Bucht von Haifa und besitzt als einzige Stadt Israels typisch orientalischen Charakter. Akkan, bereits 1480 v. Chr. In altägyptischen Berichten erwähnt, blühte im 2.Hhdt. v. Chr. Als wichtiger Handelsplatz auf. Sehr oft mußte diese Stadt unter Bürgerkriegen und blutigen Zusammenstößen der verschiedenen politischen Mächtegruppen leiden. Im Jahre 1799 wurde Akken von Napoleon 60 Tage vergeblich belagert. Wir besichtigen die Befestigungsanlage aus der Zeit des Beduinenscheichs Zahir-el-Amur, der Akken 1749 zu seiner Residenz machte. Nachher gehen wir in die Ahmed-Jezzar-Moschee, die 1781 an der Stelle der alten Kreuzfahrerkathedrale von dem Türken Ahmed Jezzar erbaut wurde. Beachtenswert ist der schöne Brunnen am Fuß der Treppe, die zur Moschee führt. Er ist der einzige türkische Barockbrunnen der Welt. Ein paar Minuten haben wir noch Zeit, uns den alten Basar mit seiner Säulenhalle anzuschauen, dann geht es wieder weiter. Nach ca. 2-Stündiger Busfahrt durch Galiläa erblicken wir im Südosten den See Genezareth, im Norden den schneebedeckten Gipfel des Hermon. Links in der Ferne ragen die "Hörner von Hittin" auf, die Reste eines uralten Vulkankraters. 1187 kam es hier zur Niederlage der Kreuzfahrer unter König Guy de Lusignan gegen Sultan Saladin, die den Untergang der Christenherrschaft im Vorderen Orient bedeutete.

In zahlreichen Kurven geht es hinunter zum See Genezareth, der 212m unter dem Meeresspiegel liegt. Am Seeufer entlang kommen wir auf den "Berg der Seligkeiten", dieser wunderschöne Ort ist am besten für ein paar besinnliche Minuten geeignet. Wenn man in dem kleinen Kirchlein sitzt, hat man einen herrlichen Blick auf den See. Hier predigte Jesus: "Selig sind die...." (die 7 Seligkeiten) .

Diesmal haben wir unser Mittagessen bei italienischen Schwestern im Kloster. Gemüsesuppe, Spaghetti, Rindfleisch, Kartoffelpüree und Salat schmecken uns besonders gut. Nach kurzer Fahrt kommen wir nach Capernaum. Hierher zog Jesus mit seinen Jüngern, wenn er am See Genezareth weilte. In keiner anderen Stadt bewirkte Jesus so viele Wunder und Heilungen wie hier. Die im griechisch-römischen Stil erbaute Anlage stellt die imposante Synagogenruine Galiläas dar. Die reichen Ornamente zeigen typisch orientalische Symbole: Blumen, Weinranken, Trauben. Wir sehen antike Öl- und Weinpressen und Steinreliefs (Bundeslade (Stern Davids und den Stern Salomons () . Unmittelbar südlich des Gotteshauses wurden die Mauern eines Hauses, welches als "Haus des Petrus" in Verbindung gebracht wird, freigelegt. Gegen 15 Uhr erreichen wir die Primatskapelle in Tabgah, dem Ort der "Speisung der Fünftausend. Anschließend Besichtigung der Brotvermehrungskirche.

Nun führt uns die Straße vorbei an Bananen und Zitrusplantagen nach Tiberias. Die Stadt wurde 19 n. Chr. Von Herodes Antipas, dem Sohn Herodes des Großen gegründet und zu Ehren des römischen Kaisers Tiberius benannt. In der Kreuzfahrerzeit verfiel Tiberias und erlebte erst in der türkischen Zeit wider einen neuen Aufschwung. Heute präsentiert sich Tiberias als Kurort ersten Ranges wie in alter Zeit.

In einem am See gelegenen Restaurant kommt es zu einem große "Petri-Fisch-Essen". Peter und ich haben Pistazieneis bestellt. Währenddessen baden einige von uns in den warmen Quellen des Sees. Dann besuchen wir das kleine Peterskirchlein, welches weder historisch noch künstlerisch wertvoll ist. Ein Rundgang in einem nahegelegenen Kibbuz ("mit 900 Seelen") gibt uns Einblick in das Gemeinschaftsleben. Nach kurzer Fahrt passieren wir die Brücke über den Jordan. Dann geht es bei Dämmerung über Kana nach Nazareth. Um 7h erreichen wir das "Grand New Hotel". Unser Zimmer ist ähnlich wie das in Nathanya. Zum Abendessen gibt es wieder Erbsensuppe, Huhn mit Kartoffel, abschließend Orangen und Bananen.



Mittwoch, 2. April

Um 3/4 8h Abfahrt nach Kana, dem Schauplatz der Hochzeit zu Kana. In der Franziskanerkirche befindet sich ein Krug, der eine Nachahmung des Kruges ist, dessen Wasser Jesus in Wein verwandelte. An dieser Stelle wurde ein Stein gefunden, auf dem der eigentliche Ort des 1. Wunders gekennzeichnet war. Dieser Stein befindet sich im Museum in Athen.

Unsere Route führt uns durch Sefarim, dem Wohnort der heiligen Anna (die Mutter Marias) . Dort haust in den Ruinen eines alten Klosters ein österreichischer Franziskaner.

Auf dem Weg zum Berg Tabor gibt es ein Problem: Herr Professor erklärt uns, daß die Fahrt zum Berg Tabor nicht inbegriffen sei und pro Kopf zwei Dollar kosten würde, sofern wir überhaupt Taxis bekämen. Aus Gründen der Sparsamkeit und "weil wir ein Alpenvolk sind" beschließen elf von uns zu Fuß zu marschieren. Peter und ich sind unter den Bergsteigern. Währenddessen die anderen auf Taxis warten, haben wir in 45 Minuten unser Ziel erreicht. (Neue Bestzeit, Durchschnitt 5/4 bis 1 1/2 Stunden!)

Berg Tabor - Ort der Verklärung Christi. An der Stelle einer Basilika aus der Kreuzfahrerzeit erhebt sich nun die 1924 eingeweihte Taborkirche der Franziskaner, hinter der eine alte Bastion die beste Aussicht bietet. Die Taborkirche ist die einzige Kirche auf der Welt in der noch für Moses und Elias (Kapellen rechts und links) Gedächtnismessen gelesen werden.

Im anschließenden Franziskanerkloster trinken wir einen herrlichen Rotwein, dann geht es mit Taxis hinunter zu unserem Autobus. Zum Mittagessen sind wir dann wieder in Nazareth. Wir essen (David-) Sternchen-Suppe, Hammelfleisch, gebackenen Karfiol und Salat, Grapefruit. Bis um 15 Uhr ruhen wir uns etwas aus, dann geht es zu Fuß (unser Hotel liegt am Berg) hinunter zur neuen Verkündigungskirche, die erst im März dieses Jahres eingeweiht und eröffnet wurde. Die Kirche ist sehr modern, jedoch wirklich geschmackvoll. Verschiedene Nationen haben ihr Schärflein zur Einrichtung beigetragen. So hat z.B. Wien ein kunstvolles schmiedeeisernes Gitter, Österreich die unteren Kirchenfenster (sehr farbenprächtig!) , Italien den Marmorfußboden, die Schweiz die oberen Kirchenfenster, Amerika den Altar und Mosaikkuppel usw. gespendet. Verschiedene Länder haben auch seitliche Mosaikwandbilder zur Verfügung gestellt: Japan (ganz großartig) , Ungarn, Polen....

Die Überlieferung berichtet, daß hier das Haus der hl. Maria gestanden haben soll. Durch einen schmalen Zugang kommt man in die Verkündigungskapelle, wo die Gabrielssäule den Standort des Engels bezeichnet.

Nazareth, 26.000 Einwohner, mehrmals zerstört und wieder aufgebaut, ist der Ort in dem Jesus seine Kindheit verlebte. Die Jahrhunderte haben das Antlitz der Stadt kaum verändert. Nazareth liegt am südlichen Abhang der Berge Untergaliläas und ist sehr ausgedehnt.

Nördlich der Verkündigungskirche steht die Kirche des hl. Josef. Dort befindet sich unter der Kirche eine dunkle Felsenhöhle, welche als Wohnung der heiligen Familie bezeichnet wird. Nach Besichtigung schauen wir uns noch etwas in dem alten Basar dieser Stadt um. Dann gehen wir zu Marienbrunnen, bei welchem die Frauen noch wie in alten Zeiten mit Tonkrügen Wasser holen. Nun heißt es wieder "bergsteigen", wir sollen um 19 Uhr beim Abendessen im Hotel sein. Heute haben wir uns das Essen redlich verdient! Wiedereinmal gibt es ein mysteriöses Faschiertes mit Fischen und Kartoffel, als Nachtisch Orangen.



Donnerstag, 3. April, (Gründonnerstag) :

Um 1/2 8h geht es nach Meggido. An einer engen Stelle der Straße von Ägypten nach Syrien und Mesopotamien gelegen und darum von strategischer Bedeutung, war die Stadt häufig Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen. Hier marschierten die Pharaonen gegen die Kanaaiter und Hethiter.

Leider ist das Museum wegen des Passahfestes geschlossen. Serpentinen führen uns auf den Hügel, auf dem 20 Städte übereinander gebaut waren. Wir gelangen zum äußeren und zum inneren Nordtor aus Salomons Tagen. Daneben befindet sich ein Stadttor aus dem 15. Jhdt. V. Chr. Und ein solches aus der Hyksoszeit. Weiters sehen wir ein Silo aus dem 8. Jhdt. V. Chr. Vorbei an den berühmten Stallungen König Salomons kommen wir zu einem Wassertunnel, welches zugleich als Fluchtweg diente.

Nach kurzer Fahrt verlassen wir Israel. "Schalom!" wir kommen zur ehemaligen israelisch-jordanischen Grenze, wo uns Soldaten stoppen und uns Lose für die israelische Armee anbieten. Von den Soldaten erfahren wir, daß in Nablus Unruhen ausgebrochen sind, so daß wir wahrscheinlich einen anderen Weg nehmen müssen. Hier ist das Landschaftsbild wieder ein ganz anderes. Man sieht verlassene Bauernhäuser, ja sogar ganze verlassene Dörfer. Auf den Feldern arbeiten Araber mit Pflügen aus der Zeit Christi. Wir sehen viele Esel und Kamele als Nutztiere; auch Schafherden sind häufig. Nach einigen Kilometern kommen wir nach Samaria. Samaria erlebte seine Glanzzeit als Hauptstadt des Königreichs Israel 925 bis 722 v. Chr. Wir besichtigen die Ausgrabungen aus byzantinischer Zeit (Kirche Johannes des Täufers, Forum, Basilika, Augustustempel, Omri Palast u.s.w.) Besonders sehenswert ist ein Turm aus Steinquadern (ohne Mörtel) aus der Zeit Alexander g. Großen.

Auf der Weiterfahrt nach Nablus sehen wir zertrümmerte Panzer. Noch wissen wir nicht, ob wir wegen der neuerlichen Zwischenfälle in Nablus zum Mittagessen anhalten können. Abermals werden wir von israelischen Soldaten angehalten. Also wir können nach Nablus fahren, dürfen jedoch nicht fotografieren und nach Möglichkeit rasch essen und uns nicht viel umschauen. In Nablus besuchen wir zuerst den Samariter-Hohepriester, welcher uns eine Thorarolle vom Jahre 1000 n. Chr. Zeigt. Hier will man uns alles verkaufen. Angefangen von antiken Münzen bis zu Perlketten. Die Samariter sind eine Sekte, zu welcher 364 Leute auf der ganzen Welt zählen.

Rasch gehen wir dann zum Mittagessen. Man merkt schon deutlich, daß wir jetzt im jordanischen Teil sind. Hier sind nämlich die Hühner viel kleiner. Auch gibt es weder eine Vorspeise noch einen Nachtisch. Auch Brot ist rar. Nun es ist ja die Karwoche, da kann man ruhig etwas fasten. Dann fahren wir über Balata, das Sichem der Bibel (hier stand die Bundeslade, das Zentralheiligtum der Juden) , zum Jakobsbrunnen, wo Jesus einst mit einer Samariterin sprach.

Die 1916 begonnene Kirche ist aus einem besonderen Grund noch immer ohne Dach. Zum Zwecke der Urbarmachung der Wüste sieht das jordanische Gesetz folgendes vor: Jedermann der sich ein Haus (mit Giebel) auf unbebautem Gebiet baut, darf es sein Eigen nennen und wird in das Grundbuch eingetragen.

Nachdem der russische Zar Nikolaus auf unbebautem Gebiet eine Kirche bauen wollte, jedoch der Krieg einen solchen Bau zeitmäßig vernachlässigte, wurde der Bau stillgelegt. Das neue kommunistische Regime wollte den Bau fortsetzen, jedoch nur aus dem Grund, eine kommunistische Zentrale in Jordanien zu schaffen. (Absurd! Kirche?) Die jordanischen Rechtsgelehrten duchschauten jedoch den Plan und verboten die Fertigstellung, so daß die Kirche bis heute ohne Dach steht.

Beim Ausgang haben wir ein erschütterndes Erlebnis: ein Bettler, kriechend am Boden wie ein Tier, bittet um Almosen. Dieser, so wird uns gesagt, ist nicht als Krüppel geboren, sondern wurde als Baby von seinen Eltern verstümmelt, damit er betteln gehen soll.

Durch das "Räubertal" geht es nach Gibeon. ("Sonne stehe still über Ajalon, Mond stehe still über Gibeon!") Dann kommen wir in das von Jerusalem 16 km entfernte Emmans. Hierher wird die Erzählung von den "Emmansjüngern" verlegt, die Christus am Tag seiner Auferstehung hier am Brotbrechen erkannten. Allerdings wird dieser Ort nur als der wahrscheinlichste angenommen, da es drei Orte gleichen Namens gibt. "Herr bleibe bei uns, denn es will Abend werden!".

Um 16h kommen wir nach Jerusalem. Zur angenehmen Überraschung ist auch hier unser Hotel sehr modern und elegant. Das Hotel heißt "Pallace-Hotel" und liegt am Fuße des Ölbergs. Sobald wir unser Gepäck auf das Zimmer getragen haben bestellen wir uns in der Bar Bier und Käsebrote, da uns großer Hunger quält. Wir bezahlen für 2 Flaschen Bier und 2 Käsebrote 6 israel. Pfund, das sind ca. 7 DM. Um 17 Uhr fahren wir zum Garten Gethsemane, wo Jesus kurz vor seiner Gefangennahme in Todesangst betete: "Vater, Dein Wille geschehe!" Die acht uralten Olivenbäume, die hier stehen, gelten als dieselben oder doch als direkte Nachkommen derjenigen, die zu Zeiten Christi hier standen. Neben dem Garten befindet sich die 1924 erbaute "Kirche der Nationen". Vor dem Altar erblickt man einen Felsen, auf dem Jesus sein Gebet verrichtet haben soll. Viele von uns küssen den Felsen. Anschließen fahren wir in das griechisch-orthodoxe Patriarchat in der Altstadt Jerusalems. Da wir Zeit haben und wir alle schrecklichen Hunger verspüren, beschließen 8 von uns mit Abu Kalil in das nächste Beisel zu gehen. Wir zahlen für acht Sandwiches und 4 kleine Mocca 13 1/2 israel. Pfund, das sind ca. DM 15,-. Um 1930 sind wir wieder im Patriarchat und nehmen an den Gründonnerstag-Feierlichkeiten teil. Währenddessen ich auch an der Fußwaschung teilnehme, schaut Peter nur zu. Die Heimfahrt ist ziemlich aufregend. Wir fahren zu fünft in einem Taxi. Da nur 4 Personen erlaubt sind und fast an jeder Ecke Polizei steht, muß ich als die Jüngste auf den Knien der anderen liegen. Alles glücklich überstanden, kommen wir um 2115 zum Abendessen ins Pallace-Hotel. Und wer hätte das gedacht ... ?!
... wir bekommen wider ein arabisches Huhn !!!



Freitag, 4.April (Karfreitag) :

Bereits um 4h morgens werden wir durch ungewohnte Laute munter. Es ist dies der mohammedanische Vorbeter (auch Muezzin) , der jeden Tag morgen und abends vom Minarett die Gläubigen zum Gebet aufruft.

Nach dem Frühstück um 8 Uhr geht es zur "Himmelfahrtkapelle" auf den Ölberg. An dieser Stelle soll die Himmelfahrt Christi stattgefunden haben. Der kleine Zentralbau entstammt der Kreuzfahrerzeit und gehört seit dem 13.Jhdt. den Moslems. Von der Plattform auf der Umfassungsmauer haben wir einen wunderbaren Blick auf die Altstadt Jerusalems. Gleich in nächster Nähe besuchen wir dann die "Paternoster-Kirche". Nach alter Überlieferung hat Jesus hier seinen Jüngern das Vaterunser gelehrt. An den Wänden der Kirche ist das Vaterunser in 36 verschiedenen Sprachen zu lesen. Jetzt gehen wir den Ölberg bergab und kommen zur Kirche "Dominus Flevit" ("Der Herr weinte") , wo Jesus vor seinem Einzug in Jerusalem über das von ihm vorgesehene Schicksal der Stadt weinte. Der heutige Bau wurde erst 1955 auf den alten Fundamenten einer Kirche aus byzantinischer Zeit errichtet. Wir gehen weiter bergab und kommen nach Gethsemane. Wenige Schritte nach rechts führen uns 47 Marmorstufen hinunter zur "Grabeskirche der Maria", die den Griechisch-Orthodoxen gehört. Die Kirche ist sehr schwach erleuchtet, so daß jeder von uns eine Kerze anzünden muß, um nur Umrisse vom Mariengrab zu erkennen.

Anschließend fahren wir mit dem Bus zum Damaskustor, das heute den Hauptzugang zur Altstadt Jerusalems bildet. Dieses schönste Tor der Stadt wurde 1537 errichtet. Wir gehen in das österreichische Hospiz und werden dort von Herrn Prof. Sauer, dem Chef des Hauses, empfangen. Dieser führt uns auf eine Terrasse, wo wir wieder einen herrlichen Anblick genießen. 10 Minuten vor 11 Uhr beginnen wir dann in der "Via Dolorosa" (dem Leidensweg Christi) unseren Kreuzweg. Wir beten den Rosenkranz und tragen abwechselnd ein ziemlich schweres Kreuz. Auf dem Weg schließen sich viele deutsch-sprechende Leute an. Wir werden gefilmt und fotografiert. Man merkt überhaupt, daß hier in Jerusalem insbesonders zu den Osterfeiertagen alle Nationen und Religionen vertreten sind. Sogar Negern begegnen wir. Sehr ergreifend singt eine arabische Gruppe. Gegen 12h mittags kommen wir zu Grabeskirche. Die Fassade der Kirche stammt aus der Kreuzfahrerzeit (12.Jhdt.) . Die Grabeskirche überwölbt nicht nur das Grab Christi, sondern auch Golgatha, die "Schädelstätte" wo Jesus den Kreuzestod erlitt. In der Grabeskirche sind heute 6 verschiedene Religionsgemeinschaften vertreten.

Beim Kreuzigungsaltar sehen wir das Loch, wo das Kreuz Christi aufgerichtet war. Rechts vom Altar ist die Felsspalte, die sich nach dem Tode Jesu bildete.

Eine niedrige Tür, die man nur gebückt durchschreiten kann, führt uns in die Grabkammer. In dem, ganz mit weißem Marmor verkleideten Raum, besuchen wir das Christusgrab. Auf dem Heimweg, diesmal geht es zu Fuß, verschleppt uns Abu Kalil in ein arabisches Lokal auf einen "Drink". Zum Mittagessen gibt es Gemüsesuppe, Fisch mit Salat, Obst.

Um 14 Uhr fahren wir mit Taxis nach Bethphage. Von hier aus zog Jesus am Palmsonntag auf einem Esel in Jerusalem ein. Dann kommen wir nach Bethanien, dem Ort wo Jesus Lazarus vom Tode auferweckte. Wir besichtigen das (den Moslems gehörende) Lazarusgrab. Anschließend ladet uns eine Araberin zur Besichtigung ihrer Felsenhöhle ein. Es ist tatsächlich nur eine Höhle, von Wohnung kann hier nicht die Rede sein! Dann geht unsere Fahrt weiter zum Toten Meer, nach Qumran. Hier hat man nach 1947 in den umliegenden Höhlen 250 Schriftrollen, die berühmten "Schriftrollen vom Toten Meer" gefunden. Von dem Kloster, in dem sie vor etwa 2000 Jahren geschrieben wurden, sind nurmehr die Grundmauern erhalten. Dennoch kann man sich einen guten Eindruck von der riesigen Anlage machen. Das Kloster wird als das Älteste der Welt bezeichnet. Von hier hat man einen weiten Blick über das Rote Meer auf die Berge von Moab. Leider trübt sich der Himmel stark ein und kurz darauf beginnt es auch schon leicht zu regnen. Trotzdem der Regen bald wider nachläßt, machen die meisten von der Gelegenheit im Toten Meer zu baden, keinen Gebrauch.

Am späten Nachmittag sind wir in Jericho. Jericho liegt inmitten von Palmen-, Orangen-, und Bananenplantagen 250m unter dem Meeresspiegel. Die Ausgrabungen von Alt-Jericho dürften die ältesten der Erde sein (ca. 7000 v. Chr.) . Westlich von Jericho ragt der "Berg der Versuchung" auf, wo Jesus 40 Tage und 40 Nächte fastete und dann vom Teufel versucht wurde.

Auf dem Rückweg will uns Abu Kalil schon wider zu Freunden in einen Graten einladen, es gelingt ihm jedoch nicht, wir sind alle müde und hungrig. Das Abendessen besteht aus einer undefinierbaren Vorspeise (mit Käse) mit faschiertem Fisch. Nach Tisch sitzen Peter und ich noch mit einem Geistlichen und einem Professor gemütlich beisammen. Um 10h gehen wir zu Bett.



Samstag, 5. April (Karsamstag)

Um 8h fahren wir durch das Kidron-Tal zum Grabmahl Abrahams, dessen quadratischer Unterbau aus dem Felsen gehauen wurde. Am Fuß ,des Berges Ophel kommen wir zur Quelle der Jungfrau Maria, der einzigen Quelle Jerusalems. Um 700 v. Chr. Baute man von hier einen noch heute begehbaren Tunnel (533m) der das Quellwasser in die damalige von David angelegte Stadt leitete. Das Tunnel endet am Teich Siloe. Hier wurde der Blindgeborene sehend, den Jesus geheißen hatte, sich im Wasser des Teichs zu waschen.

Diesmal kommen wir durch das St.-Stephans-Tor (engl. Löwe) in die Altstadt. Unmittelbar rechts gelangen wir zur Annenkirche, welche aus der Kreuzfahrerzeit stammt. Hier soll das Wohnhaus von Marias Eltern gestanden haben. Neben der Kirche erblicken wir ein größeres Ausgrabungsfeld. An dieser Stelle lag der in der Bibel erwähnte Teich Bethesda ("Schafsteich") . Hier sagte Jesus zu einem Gelähmten: "Steh auf, nimm dein Bett und geh!" und der Mann ward geheilt.

Wenige Schritte weiter kommen wir zur Festung Antonia, von der jedoch nur sehr geringe Reste erhalten blieben. Die im ersten vorchristlichen Jahrhundert erbaute Festung in der Nordwestecke des Tempelbezirks (Titus ließ sie 70 n. Chr. Schleifen) diente Herodes dem Großen und dann den römischen Prokuratoren als Residenz; von hier aus war das Gebiet des Tempels, wo Aufstände und Unruhen zu beginnen pflegten, besonders gut zu übersehen. In dieser Festung wurde Jesus vor Pontius Pilatus geführt und zum Tode verurteilt. Hier beginnt die Via Dolorosa (I. Station) .

Etwas weiter besuchen wir die Kirche der Schwestern Zions, in der man noch große Teile des Lithostratos ("Steinpflaster") sehen kann, auf dem Jesus von Pontius Pilatus den Juden übergeben wurde. Auf den Pflastersteinen erkennt man ein Würfelspiel, das sogenannte Königsspiel, das die römischen Soldaten spielten. In der Kirche sehen wir noch einen Teil einer dreibögigen Triumphpforte mit einem Stück Stadtmauer, die unter Kaiser Hadrian 117-138 n.Chr. entstanden ist. Auch sehen wir eine Fotokopie des Turiner Leichentuchs.

Nach Besichtigung geht unsere Fahrt auf den Berg Zion. Wir kommen über einen Platz, auf dem freigelegte Keller und Zisternen aus herodianischer Zeit zu sehen sind. Durch einen Kreuzgang der Franziskaner kommen wir zum Abendmahlsaal. Hierher wird die Abendmahleinsetz8ung und die Fußwaschung verlegt. Heute ist dieser Ort als Synagoge eingerichtet. Abermals durch einen schönen Kreuzgang kommen wir zum Davidsgrab. Der Steinsarg, welcher mit einer bestickten Decke umhüllt ist, ist mit Thorakronen geschmückt. Weiter führt uns der Weg zur katholischen "Deutschen Marienkirche", an den vermutlichen Sterbeort der Maria. Die Kirche wurde erst 1908 eingeweiht.

Zum Mittagessen in unserem Hotel bekommen wir Erbsensuppe, Fisch, Kartoffel, und zu Abschluß Bananen. Nachmittags fahren wir in das südöstliche Viertel der Altstadt, dem ehemaligen Tempelbezirk. Der weite Platz mit der Omarmoschee (Felsendom) und der Agsa-Moschee zählt zu den eindrucksvollsten und bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die Omar-Moschee 691 von dem amaijadischen Kalifen Abdel Malik erbaut, übertrifft an Größe und Pracht alle Moscheen der Welt. Bevor wir die Moschee betreten, müssen wir die Schuhe ausziehen. Auf dem Felsen, der noch Heute in der Omarmoschee zu sehen ist, wollte, nach jüdischem Glauben, Abraham seinen Sohn Isaak opfern. Nach mohamedanischem Glauben ritt Mohamed von diesem Felsen auf eine Nacht in den Himmel. Der sehr stark harmonisch wirkende achteckige Bau ist unten mit Marmor und oben mit persischen Fayenceplatten verkleidet. Die mächtige Kuppel ist mit vergoldeten Kupferplatten belegt. Besonders eindrucksvoll sind auch die vielen verschiedenen Glasfenster. Die wunderbaren Teppiche sind bestimmt sehr kostbar.

Wir gehen nun von der Omar-Moschee in südöstlicher Richtung und kommen zum Eingang der sogenannten Stallungen Salomons. Dieses mächtige, unterirdische Gewölbe stammt aus dem 11.Jhdt. Hier stellten die Kreuzfahrer ihre Pferde und Kamele unter.

Anschließend haben die schwindelfreien unter uns die Gelegenheit auf die Stadtmauer hinaufzusteigen, um den schönen Anblick über das Kidron-Tal auf den Ölberg zu genießen. Für unsere Fotofreunde ein besonders günstiges Angebot.

Jetzt gehen wir in die Agsa-Moschee, die um 1033 unter dem Kalifen Ad-Dahir entstand. Die wunderbare holzgeschnitzte Kanzel ist ein Geschenk Sultan Saladins. 1951 wurde der jordanische König Abdallah kurz nach dem Betreten der Agsa-Moschee erschossen. Wir verlassen den Tempelbezirk und kommen durch eine enge Gasse zum heiligsten Ort der Juden, zur Klagemauer, einem Rest der Umfassungsmauer des Herodianischen Tempels. Hier beklagen die Juden die Zerstörung ihres Tempels durch Titus (70 n. Chr.). Durch ein starkes Getümmel gehen wir zum Stoffkaufen. Einige von uns kaufen schöne Brokate für Abendkleider.

Um 1/2 7h haben wir im österreichischen Hospiz die Auferstehungsfeier.

Bereits um 8h sind wir wider beim Abendessen. Es gibt eine eigenartige Vorspeise (nicht gut), Hammelfleisch und Salate, Orangen. Um 9h ist Nachtruhe.



Sonntag, 6. April (Ostersonntag):

Um 8h fahren wir Richtung Hebron ab. Ein junger Priester mußte leider wegen Übelkeit und Fieber im Hotel zurückbleiben. Ein paar Kilometer vor Bethlehem halten wir beim "Grab der Rahel" an. Der Kuppelbau stammt aus dem 18. Und 19. Jhdt. Von hier aus haben wir einen wunderbaren Blick auf die Umgebung von Bethlehem. Unsere Fotografen verteilen sich in allen Richtungen.. Nach einem kurzen Aufenthalt soll die Fahrt nach Hebron fortgesetzt werden, doch unser Herr Professor zählt die Häupter seiner Lieben und merkt, daß 2 Personen abgängig sind. Wir warten noch einige Zeit, wir suchen die umliegenden Lokale und Läden ab, es ist niemand zu finden. Nachdem wir nochmals beim Grab der Rahel ergebnislos suchen, beschließen wir einstimmig die Fahrt fortzusetzen. Die Verlorenen sind eine junge Lehrerin und ein Priester. In Hebron angelangt, besuchen wir die Hauptsehenswürdigkeit der Stadt, die über der Höhle Machpela erbaute Haram el-Khalil-Moschee. (Hebron gilt als eine der ältesten Städte der Welt. Hier kauft Abraham die Höhle Machpela, um dort seine Frau Sara zu begraben. Von Hebron zog Joseph aus, um seine Brüder zu suchen, hierher schickten sie ihrem Vater Jakob, den blutigen Mantel Josephs.) Die Umfassungsmauer der Moschee wurde unter Herodes dem Großen errichtet. Die heutige Form erhielt der Bau von Byzantinern, Kreuzfahrern und Arabern. In der Moschee befinden sich die Mausoleen von Abraham und seiner Frau Sara, von Jakob und seiner Frau Lea, von Isaak und seiner Frau Rebekka. Besonders schön ist eine holzgeschnitzte Kanzel, die etwa 200 Jahre alt ist. Ein Stück des Steinbodens ist aus herodianischer Zeit. Schon wegen des typisch orientalischen Charakters ist diese Stadt besuchenswert. Die Frauen sind hier bis zu den Fingerspitzen schwarz vermummt. Allerdings ist die Bevölkerung besonders fremdenfeindlich eingestellt, besonders beim Fotografieren!

Hebron ist auch bekannt durch die Glasbläserei. Auf der Fahrt nach Bethlehem sehen wir rechts dir "Salomonischen Teiche", drei mächtige zum Teil in den Felsen gehauene und zum Teil gemauerte Wasserbecken, die heute wider - wie in römischer Zeit - der Wasserversorgung Jerusalems dienen.

Kurz bevor wir Bethlehem erreichen, kommen wir an der Philippusquelle vorbei.

In Bethlehem besuchen wir die Kapelle des heilige Hieronymus. Hieronymus hat etwa 400 Jahre n. Chr. Die Vulgata, seine berühmten Bilbelübersetzungen, ohne Lexikon angefertigt. Diese Texte werden noch heute verwendet!

Bethlehem ist der Ort, wo Jesus geboren wurde. Die Geburtskirche wurde 326 n. Chr. Von Konstantin dem Großen über der Geburtsgrotte erbaut. Durch das kleinste Kirchentor der Welt (man muß sich bücken) kommen wir in den Innenraum. Die eigentliche Basilika mit den 5 Säulenreihen ist im wesentlichen bis heute erhalten geblieben. Trotz aller Restauration und Veränderung ist der Innenraum noch immer sehr eindrucksvoll. Die aus einem einzigen Stück bestehenden roten Kalksteinsäulen zeigen vermutlich um 1130 entstandene Fresken von Heiligen. Eine Treppe führt uns hinunter in die Geburtsgrotte. In einer kleinen Nische steht ein Altar, unter dem ein silberner Stern ist. Der Stern hat die Aufschrift: "Hic de Virgine Maria Jesus Christus natus est - 1717". ("Hier wurde Jesus Christus von der Jungfrau Maria geboren - 1717"). Bei dem gegenüberliegenden Krippenaltar sieht man die steinerne Krippe in die das Jesuskind gelegt wurde.

Dann fahren wir ca. 2 km weiter östlich von Bethlehem und kommen zum "Hirtenfeld" wo den Hirten die frohe Botschaft von der Geburt Christi zuteil geworden ist. In der "Grotte der Hirten" sind noch vorbyzantinische Mosaiken erhalten. 1954 wurde hier eine sehr schöne, moderne Kirche erbaut.

Müde und hungrig kommen wir heute erst um 14h zum Mittagessen. Es gibt Gemüsesuppe, Huhn und Kartoffel, Als Nachtisch Orangen. Im Hotel treffen wir unsere zwei abgängigen Reiseteilnehmer. Durch ein Mißverständnis gingen die beiden Leute in die entgegengesetzte Richtung zum Grab der Rahel. Dadurch haben sie den Bus aus den Augen verloren und gingen zu Fuß nach bis nach Bethlehem. Von dort haben sie dann ein Taxi nach Jerusalem genommen.

Um 15h fahren wir auf den Berg Zion. Wir gehen den Abhang etwas hinunter und kommen zur Kirche "St.Peter in Gallicantu" ("beim Hühnerschrei"). Hier stand einst der Palast Kaiphas; vor ihn und die dort versammelöten Schriftgelehrten und Ältesten wurde Jesus nach seiner Gefangennahme geführt. Dann hat Petrus seinen Herrn dreimal verleugnet, ehe der Hahn zweimal krähte. Hinter der Kirche führt ein aus römischer Zeit stammender Treppenweg auf den Ölberg. Diese Stufen ist Jesus am Gründonnerstag vom Abendmahlsaal nach Gethsemane hinabgegangen.

Anschließen fahren wir in die Neustadt Jerusalems, in den modernen irealischen Teil. Wir sehen das Parlamentsgebäude, den Knesset, davor die Menorah (siebenarmiger Leuchter aus Bronze), ein Geschenk der britischen Regierung. An der Hebräischen Universität vorbei, kommen wir zu Israel-Museum. Bei einem einstündigen Besuch des Museums haben wir einen Überblick über die reichhaltigen und wertvollen Sammlungen, die hier zur Schau gestellt werden. Besonders interessant ist das "Haus des Buches", wo die berühmten Schriftrollen vom Toten Meer ausgestellt sind. Im "Billy-Rose-Kunstgarten" bewundern wir moderne Plastiken. Zum Abschluß bsichtigen wir noch das Grab Theodor Herzls, Des Begründers des politischen Zionismus. Zum Abendessen haben wir Faschiertes (vermutlich Hammel) mit Salat, Bananen. Um 10 Uhr gehen wir zu Bett.



Montag, 7. April (Ostermontag):

Nachdem unsere Gruppe heute nach Sodom fährt, können Peter und Ich den letzten Tag beliebig gestalten. Wir haben diese Wüstenfahrt, welche bestimmt sehr eindruckvoll ist, bereits im Herbst 1966 erlebt. Nach dem Frühstück um 7h, fahren wir mit dem Taxi wieder in den neuen israelischen Teil. In der Jaffa-Street steigen wir aus. Wir machen einen großen Rundgang. Durhc die Ben Yehuda Street kommen wir zur King George Avenue, das ist das eigentliche Zentrum. Hier befinden sich große Kaufhäuser, feine Geschäfte, Cafés u. ä. Dann gehen wir wider die breite Jaffa Street entlang und kommen in die Altstadt. Wir kaufen verschiedene Souvenirs, Vasen, Aschenbecher, Zigaretten. Für unser Vorzimmer haben wir einen wunderbaren orientalischen Luster (das Glas wurde in Hebron geblasen) ausgewählt. In kurzer Zeit haben wir 100 isreal. Pfund ( = S 780,-) ausgegeben, so daß wir ohne ein einziges Pfund in der tasche zu Fuß ins Hotel gehen müssen. Mit dem Mittagessen will es heute gar nicht klappen. Man hat anscheinend auf uns vergessen. Zuerst heißt es: "um 12h", dann "noch 10 Minuten". Schließlich ist es bereits 1/4 2h. Dafür gibt es heute besonders viel. Wir bekommen Gemüsemayonaisesalat, Rindfleisch und Fisolen, abschließend ein gemischtes Kompott. Nach Tisch gehen wir auf unser Zimmer und packen bereits einige Sachen in unsere Reisetasche ein. Gegen 16h spazieren wir noch einaml gemütlich in die Altstadt. Wir wollen noch etwas Geld eintauschen, finden aber leider keine offene Bank. Nachdem wir erfahren daß Montag alle Banken um 12h schließen, ist unser letzter Ausweg das österreichische Hospiz. Noch einmal bummeln wir durch die Via Dolorosa, dann nehmen wir Abschied von der heiligen Stadt....

Um 20h ist Abendessen. Es besteht aus einer süßen Vorspeise (?), Rindfleisch und Kartoffel. Nachher haben wir noch eine kleine Abschiedsfeier, bei der die verschiedensten Studentenlieder gesungen werden.



Dienstag, 8. April:

5h: Wir werden geweckt.
545: Frühstück.
630: Abfahrt zum Flughafen Tel-Aviv LOT.
8h: Ankunft Tel-Aviv LOT. Nach der Paßkontrolle schauen wir uns noch etwas im Zollfreihafen um.
9h: Abflug mit 4-motorigem Düsenflugzeug BOEING 707, "SABENA" (Plätze für 174 Passagiere, also genau doppelt so groß wie "KLM-DC9".) Diesmal sind unsere Sitzplätze gekennzeichnet, wir haben Fensterplätze. In wenigen Minuten sehen wir tief unter uns die Küste und das Meer. In der Ferne kann man die Wüste (Negev) ausnehmen. Dann sind wir wieder über den Wolken.
930: Unsere Uhr wird eine Stunde zurückgestellt, also auf 830.
10h: Das Mittagessen wird serviert. Verblüffend schaut Peter die Stewardess an, als sie ihn fragt, ob er "Koscha" essen möchte. Als Vorspeise wird ein Mayonnaisei mit Salat serviert, danach ein herrliches Beafsteak mit Spinat und Kartoffel. Dazu Orangenjuice bzw. Coca-Cola. Der Nachtisch besteht aus einer wunderbaren Orangencreme. Abschließend Kaffee. Anhand einer Flugkarte können wir diesmal die Fluglinie verfolgen. Wir fliegen über Rhodos - Jugoslawien - Budapest.
1120: Landung Wien-Schwechart. Diesmal haben wir den raschen Höhenunterschied kaum bemerkt. Pünktlich auf die Minute ist unsere Ankunft. Wir sind also genau 3 Stunden 20 Minuten geflogen. Zum Vergleich waren wir das letzte Mal 5 Tage und 6 Nächte mit Bahn und Schiff unterwegs.


Liebe Tante!

Das wärs gewesen! Hoffentlich kannst Du auch alles gut lesen, so daß Du einen kleinen Zeitvertreib hast. Herzlichen Dank für Deinen lieben Brief, den Du wieder so rasch beantwortet hast. Vergangene Woche habe ich durch Zufall erfahren, daß Onkel Hans u. Tante Leni "Goldene Hochzeit" feierten, ist das nicht schön?

Bis zum nächsten Mal viele Küsse u. Grüße von uns allen an Dich und Deine Lieben, bleib gesund!



Deine dankbare Nichte

Ingrid u. Peter

;-)